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Interview | Architekt Mathias Gladisch über bezahlbaren Wohnraum

Mathias Gladisch ist Architekt in Berlin. Gemeinsam mit Frank Arnold gründete er 1996 das Architekturbüro Arnold und Gladisch. Mittlerweile planen sie viele ihrer Projekte in monolithischer Ziegelbauweise. Im Interview berichtet Mathias Gladisch von seiner Motivation als Architekt und davon, dass der Beruf für ihn nicht nur baukulturelle sondern auch soziale Verantwortung bedeutet.

Mathias Gladisch legt seinen Schwerpunkt als Architekt auf den Wohnungsbau.

Bauen mit Ziegel (BMZ): Was hat Sie inspiriert, Architekt zu werden?

Mathias Gladisch (MG): Als junger Mensch habe ich immer etwas für das spätere Leben gesucht, bei dem ich etwas erschaffe oder forme. Einer meiner Großväter war Ingenieur und der andere Maler. Ich schwankte bei dem Gedanken an meine Zukunft immer zwischen diesen beiden scheinbaren Gegensätzen. So begann ich mich für den künstlerischsten aller Ingenieurberufe zu interessieren: Architektur wurde zu meiner Leidenschaft. Das Interesse für diesen vielseitigen Beruf hat mir immer wieder positive Erfahrungen bereitet. Durch vielfältige Aufgaben wird man immer wieder mit neuen Fragen konfrontiert. Mein Beruf als Architekt hat mir dadurch viele Horizonte eröffnet.


BMZ: Ihr Architekturbüro in Berlin ist auf kostengünstiges Wohnen spezialisiert – wie kam es dazu?

MG: Nachdem wir das Büro 1996 gegründet hatten, haben wir 2004 damit begonnen, uns mit dem Wohnungsbau zu beschäftigen. Vom Konzept der „Baugruppen“ wurde uns durch einen Mitarbeiter aus Süddeutschland berichtet. Bauinteressierte schließen sich zusammen, um gemeinschaftlich ein Wohngebäude zu errichten. Diesen Gedanken der Erstellung von Wohnraum mit einer Gemeinschaft fanden wir großartig und legten einen Schwerpunkt unserer Projekte fortan auf den Bereich Wohnungsbau. 2012 weckte eine Auslobung der GESOBAU für das Gebäudeensemble Uferhöfe unser Interesse. Dabei ging es um sozialen Wohnungsbau, der kostengünstig sein muss und der in Berlin eine lange Tradition hat – daran wollten wir anknüpfen. Dabei sehen wir das Segment des kostenschonenden Planens und Bauens nicht nur als eine politische Zielsetzung an, sondern vielmehr als gesellschaftlich notwendige und wichtige Aufgabe von Architektinnen und Architekten, der anhaltend hohen Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen nachzukommen. Mit unseren Projekten setzen wir uns dafür ein, dass Wohnen als Grundbedürfnis bezahlbar bleibt.


BMZ: Was bedeutet für Sie nachhaltiges Bauen?

MG: Wir sind uns unserer baukulturellen wie auch sozialen Verantwortung bewusst und stellen uns aktiv den Herausforderungen der Zeit. Deshalb haben Qualität, Kosten und Termine bei uns den gleichen Stellenwert wie ein schonender Umgang mit Umwelt und Ressourcen. Auf Berlins Weg zur klimagerechten Stadt machen wir uns für das Bauen mit monolithischen Wandaufbauten stark. Unser Fokus gilt dabei ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Faktoren gleichermaßen.


BMZ: Wie sehen Sie die Zukunft des Ziegels in der Architektur?

MG: Ich glaube, dass die Massivbauweise ihren Stellenwert behalten wird. Monolithische Bauwerke haben thermische Qualitäten, die sich in anderen Bauweisen nur schwer erreichen lassen. Darüber hinaus stehen sie für eine unschlagbare Langlebigkeit und damit eine besonders ressourcenschonende, rein mineralische Bauweise.


BMZ: Was ist Ihr Lieblingsgebäude?

MG: Es ist eigentlich kein Gebäude – der Eiffelturm in Paris. Er steht für Fortschritt und Innovation, wenn man will auch für Nachhaltigkeit – all das, was man bei der Planung eines zukunftsorientierten Gebäudes berücksichtigen muss. Wir gehen bei der Planung immer davon aus, dass die Gebäudehülle möglichst robust und zeitlos geplant wird, damit sie für Generationen ein Zuhause sein kann. Die technische Ausrüstung ist die Ausstattung, die minimiert werden sollte, um die Betriebskosten zu optimieren. Diese muss in Innovationsintervallen auch austauschbar sein. Gute Architektur muss für mich nicht unbedingt den Symbolwert haben, den der Eiffelturm innehat. Sie muss aber eine Qualität entwickeln, die die Menschen verleitet, sorgsam und wertschätzend mit ihr umzugehen.